Frauenbezogene Wohnbauansätze und weitere Bedarfe
Beitrag in Essayband Wien Modern 37/2024 zu Konzepten und Projekten in Deutschland und Österreich
Im Rahmen des Festivals Wien Modern erfolgt ein künstlerischer feministischer Blick auf das Wohnen von Frauen und die Leistungen der Wiener Architekturpionierin Margarete Schütte-Lihotzky, die ua. in Frankfurt und Wien wirkte. Im Essayband des Festivals wird Wohnen von Frauen in Geschichte und Gegenwart und Beiträge von Frauen zu bedarfsgerechtem Wohnbau thematisiert.
Drei Texte von Sabina Riss, Christine Zwingl (Margarete Schütte-Lihotzky Zentrum) und Maria Huber & Julia Mihály (Untere Reklamationsbehörde) machen wichtige Aspekte und Entwicklungen sichtbar. Mein Text erläutert die historische und aktuelle Benachteiligung von Frauen in Wohn- und Städtebaupolitik, die lange an männlichen Lebensrealitäten orientiert war. Er erörtert alternative Wohnmodelle, die bereits ab der Industrialisierung durch feministische Bewegungen entwickelt wurden, um Frauen ihren Alltagen zu entlasten, Emanzipation zu ermöglichen und Gleichstellung zu erreichen.
Einküchenhäuser mit servicierter Hauswirtschaft, Frauenheime, Wohnungen für Ledige sowie optimierte Haushaltsstandards in Wohnungen und Wohngebäuden zählen zu den historischen Modellen, die in der Ersten Frauenbewegung initiiert wurden. Diese scheiterten jedoch meist aus finanziellen gesellschaftlichen oder planungspolitischen Gründen.
Im Städte- und Wohnbau der Nachkriegszeit führten patriarchale Werte und Planungsnormen zu Strukturen, die Frauen isolierten und benachteiligten. Ab den 1970er-Jahren erfolgte massive Kritik durch die Zweite Deutsche Frauenbewegung, die frauengerechte Planungsstandards forderten und ab den 1990er entsprechende Wohnprojekte erkämpften, die die Qualität des öffentlichen Wohnbaus verbessern sollten. Auch in Österreich wurden frauengerechte Modellwohnprojekte initiiert.
Während in Frankfurt autonome Frauenwohnprojekte entstanden und der öffentliche Wohnungsbau reduziert wurde, entwickelte sich Wien als Vorreiterin von alltags- und bedarfsgerechtem öffentlichen Wohnbau und ermöglichte selbstbestimmte Wohnformen für Frauen sowie unterstütztes Wohnen für Alleinerzieherinnen.
Gegenwärtig bestehen trotz Fortschritten wie Gender Mainstreaming weiterhin strukturelle Benachteiligungen, insbesondere für sozial oder finanziell prekäre Frauengruppen. Mit Blick auf die Zukunft benötigt es flächendeckende Verbesserungen durch gezielte Forschung, politische Maßnahmen und eine feministische Neuverhandlung von Wohnen, um nachhaltige Gleichberechtigung und bedarfsgerechte Wohnformen zu schaffen.
Leistung
Geladener Beitrag für Essayband Wien Modern 37/2024
Auftraggeberin
Verein Wien Modern, Redaktion Essayband: Angela Heide
Zeitraum
Erstellung Sommer 2024. Publikation November 2024
Umfang
15.000 Zeichen, S. 242-247
Download
Beitrag Entwicklung feministischer Ansätze im Wohnbau - Deutschland, Österreich
Weiterführende Weblinks
Wien Modern Musikalische Performance in und um die Wohnung von Margarete Schütte-Lihotzky
Fotos der Veranstaltungen