Frauen-Werk-Stadt 1

Geladene Führung im Rahmen des Seminars Building HERstory. Frauenbilder in Architektur des Forschungsbereichs Kunstgeschichte, TU Wien

Im Seminar wird erkundet, wo und wie Frauen im 20.Jahrhundert raumbezogene Handlungsmacht entfalten konnten. Dabei werden architektonische und soziale Räume in den Blick genommen. Feministische Architekturgeschichte betrachtet auch die weibliche Aneignung von Raum. Sozial- und Architekturgeschichte im 20. Jahrhundert berührt sich in den erschwerten Zugängen von Frauen in die Planungsbranche, deren geringe Teilhabe und Sichtbarkeit. Die Rolle von Frauen wird im Seminar aus sozialer und planerischer Perspektive betrachtet.

Anhand des Projekts Frauen-Werk-Stadt in Wien, kann die Situation in den 1990er Jahren gut veranschaulicht werden. Weibliche Planerinnen waren in Entwicklung von Städte- und Wohnbau quasi nicht beteiligt. Im Wiener Städtebau spielten Quartiers- und Raumbildung noch keine Rolle, im Wohnbau gab es weder Qualitätskriterien noch gemeinschaftlich nutzbaren Räume und nur genormte Grundrisse.

Eva Kail, Raumplanerin und erste Leiterin des neuen Frauenbüros MA57, initiierte 1992 das Projekt mit folgenden Zielen: ausschließlich durch Fachfrauen sollte frauengerechte Stadtplanung im Rahmen des geförderten Wiener Wohnbaus realisiert werden. Die Frauen-Werk-Stadt ist das erste Wohnbauprojekt in Österreich, das von Frauen initiiert, konzipiert und geplant ist und nach frauen- und alltagsgerechten Kriterien umgesetzt wurde. Auf dem 2,3 ha großen Grundstück befinden sich 357 Mietwohnungen in vier Bauteilen, geplant durch vier Architektinnen und errichtet durch zwei Bauträger, fertiggestellt 1997.

Erstmalig wurden Nutzer_innenbedürfnisse bewußt berücksichtigt, vielfältige autofreie Freiräume geschaffen, Geschäftsflächen, Kindergarten, Arztpraxis und Polizei integriert, Gemeinschaftsräume angeordnet, Waschküchen mit Dachterrassen umgesetzt, Fahrrad- und Kinderwagenräume unterschiedlich ausgebildet sowie innovative Wohnungsgrundrisse entwickelt.

Durch die Sichtbarmachung der Kompetenz von Planerinnen sollte längerfristig ihr Anteil in der Stadtentwicklung erhöht werden. Die entwickelten Planungskriterien und Qualitäten sollten durch das Projekt längerfristig Allgemeingültigkeit im Wiener geförderten Wohnbau erlangen.


 

Leistung
Geladene Führung durch das Wohnprojekt Frauen-Werk-Stadt in Wien Donaustadt, einem der ersten frauengeleiteten und größten frauengerechten Wohnbauprojekten

Auftraggeberin
Thomas Moser und Theresa Knosp, Forschungsbereich Kunstgeschichte, TU Wien

Zeitraum
22. Mai 2024

Weblinks
Frauen-Werk-Stadt auf Wikipedia
Initiatorin Eva Kail zum Projekt
Bauträger WBV-GPA Information auf Youtube
Architektin Elsa Prochazka zum Projekt
Masterplan von Architektin Franziska Ullmann
Women Friendly Cities Challenge

Weiterführendes
Dissertation Sabina Riss zu Frauengerechten Modellwohnprojekten der 1990er Jahre in Österreich

Impressionen



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